Vortrag mit Diskussion von Tirza Flores Lanza
Honduras, einer der ärmsten, gewalttätigsten und korruptesten Staaten Lateinamerikas, wurde im vergangenen Jahr durch einen Putsch gegen den vom Volk gewählten Präsidenten Zelaya erschüttert. Auch nach den Neuwahlen im November 2009 ist das Land nicht zur Ruhe gekommen. Internationale Aufmerksamkeit findet vor allem eine Vielzahl von Morden an Angehörigen der politischen Opposition und Journalisten.
Die Richterin Tirza Flores Lanza, der Richter Guillermo López Lone und zwei weitere Kollegen wurden entlassen, weil sie die Verhaftung und Verschleppung Zelayas in das Nachbarland Costa Rica öffentlich missbilligt, an Demonstrationen teilgenommen und die Auffassung vertreten haben, die Maßnahmen seien rechtswidrig.
Nach einer Untersuchung der Internationalen Juristenkommission ist die honduranische Justiz zutiefst politisiert. Die RichterInnenvereinigung “Jueces por la Democracia en Honduras”, zu deren Gründungsmitgliedern Frau Flores Lanza und Herr López Lone gehören, kämpft – trotz zahlreicher Anfeindungen – seit ihrer Gründung im Jahr 2006 für mehr richterliche Unabhängigkeit, gegen Korruption in der Justiz und für mehr Rechtsstaatlichkeit in Honduras.
Frau Flores Lanza erhält am 23. Oktober 2010 den renommierten Hans-Litten-Preis der Vereinigung demokratischer Juristen. Damit wird eine Persönlichkeit gewürdigt, die seit Jahren mutig für eine Verbesserung des Rechtssystems in Honduras eintritt und mit bewundernswerter Courage die Rechtsordnung gegen den Putsch in Honduras verteidigt hat.
In der Veranstaltung im ZERP Tagungsraum wird Frau Flores Lanza die Geschlechterverhältnisse in der honduranischen Gesellschaft, der Politik und dem Gerichtswesen aus Sicht einer engagierten Strafrichterin beleuchten und dabei auch ihre eigenen Erfahrungen im Zuge des Engagements gegen den Staatsstreich und die nachfolgende Entlassung durch den Obersten Gerichtshof vorstellen.
Antworten