ASten beklagen: Semesterbeitrag in Bremen soll um fast 100€ steigen! / Student associations protest: Semester fee is going to increase by nearly 100€!

(English version below)

Ohne große Ankündigungen und fast unterschwellig wird Bremen bald zur Stadt mit einem der teuersten Semesterbeiträge bundesweit.

Der Semesterbeitrag soll bis zum Wintersemester 2025/2026 um über 90€ steigen. Bereits zum Sommersemester 2025 zahlen alle Studierenden im Land Bremen 13 € mehr Verwaltungskostenbeitrag – eine Entscheidung der Bremischen Bürgerschaft, die wir vor Beschlussfassung im Wissenschaftsausschuss bereits vehement kritisiert haben.
Rund die Hälfte des Anstiegs des Semesterbeitrags ist auf die Erhöhung des Beitrages für das Studierendenwerk zurückzuführen. Dieser soll zum Wintersemester 2025/2026 um 45€ und damit um 50% steigen. Einer der Hauptgründe dafür ist, dass das Studierendenwerk Bremen insgesamt unterfinanziert ist und die aktuell schon deutlich zu geringen Zuschüsse vom Land Bremen – statt endlich angemessen erhöht – nun noch weiter gekürzt werden sollen. Weder das Land noch der Bund kommen für die gestiegenen Energie- und Personalkosten auf oder übernehmen die Finanzierung für dringend benötigte studentische Wohnheime. Stattdessen werden die Kosten nun leider auf die Studierenden abgewälzt.
Zusätzlich soll zum Wintersemester 2025/2026 auch die Beiträge für das Semesterticket um 32,40€ steigen. Diese Entscheidung haben die Bundes- und Landesregierungen getroffen, ohne uns Studierende miteinzubeziehen und unsere prekäre Lage ernst zu nehmen.

Insgesamt werden Studierende in Bremen also tiefer in die Tasche greifen müssen, denn für eine Kostenmilderung gibt es von politischer Seite rotes Licht.

Die Vorsitzende der Landes-ASten-Konferenz Bremen Lena Reinhardt dazu: „Es kann nicht sein, dass solche Erhöhungen einfach so hingenommen werden. Im Wissenschaftsausschuss und von Seiten der Hochschulen und Landespolitik wird ständig davon gesprochen, man müsse Bremen als Hochschulstandort attraktiver gestalten und Hürden für ein Studium senken – ein Anstieg des Semesterbeitrages um über 90 € führt sicherlich nicht dazu. Ganz im Gegenteil – ein Studium in Bremen wird für immer mehr Menschen unbezahlbar.“

An allen Ecken fehlt Studierenden häufig das nötige Geld, um die eigenen Lebenshaltungskosten zu decken: Die Beratungsangebote der ASten sind überlaufen, Studierende warten teilweise noch Monate nach Studienbeginn auf ihre BAföG-Bewilligungen – das BAföG deckt dabei nicht einmal das Existenzminimum. Hinzu kommen Inflation und die damit gestiegenen Lebenshaltungs-, Heiz- und Stromkosten. Zudem nutzen Vermieter*innen die Wohnungsnot in Bremen aus, um Mieten künstlich in die Höhe zu treiben und somit ärmeren Menschen – und damit insbesondere auch Studierenden – das ohnehin kaum vorhandene Geld aus der Tasche zu ziehen. Wir kritisieren deshalb ausdrücklich die Entscheidung des Senats, vorerst keinen weiteren bezahlbaren Wohnraum für Studierende zu schaffen, obwohl dies dringend notwendig ist und in der Vergangenheit bereits zugesichert wurde.

Mit der sich anbahnenden großen Koalition im Bundestag ist auch keine Besserung der Lage durch die Bundesregierung in Sicht. Stattdessen wird wahrscheinlich am Status Quo festgehalten, wie es die bisherigen Schwarz-Roten Regierungen getan haben. Um dies zu verhindern, müssen wir den aktuellen und zukünftigen Kürzungen und Preisstei-gerungen Protest entgegensetzen. Unsere gezielte Prekarisierung durch den Senat und die Bundesregierung darf uns nicht darin hindern, wichtige politische Arbeit zu leisten.

Für uns als Studierendenvertretungen im Land Bremen ist dieser Zustand nicht länger hinnehmbar: Langzeitprojekte werden eingestampft, wichtige Stellen sind unzureichend oder erst gar nicht besetzt und die Beratungsangebote der Hochschulen stehen auch nur mit begrenzten Kapazitäten zur Verfügung. Überall fahren die Hochschulen einen Sparhaushalt, weil die Landespolitik in Bremen zu wenig Gelder bereitstellt für notwendige Sanierungen, Personal und Angebote, und dann sollen wir den Studierenden gegenüber eine Erhöhung um über 90 € erklären? Das ist keine Option!

In der morgigen Sitzung des Ausschusses für Wissenschaft, Medien, Datenschutz und Informationsfreiheit der Bremischen Bürgerschaft wird endgültig über die Erhöhung des Studierendenwerkbeitrages abgestimmt. Wir appellieren erneut an alle Parteien und insbesondere die Regierungsparteien der Rot-Rot-Grünen Koalition in Bremen, dieser massiven Erhöhung nicht zuzustimmen. Wir fordern die Bremische Bürgerschaft und den Bremer Senat auf, endlich damit aufzuhören, den Studierenden ständig weitere Steine in den Weg zu schmeißen, und sich stattdessen ernsthaft für Bildungsgerechtigkeit einzusetzen.


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Without any major announcements and almost subliminally, Bremen will soon become the city with one of the most expensive semester fees in Germany.

The semester fee is set to rise by over €90 by the winter semester 2025/2026.
All students in the state of Bremen will be paying €13 more in administrative fees as early as the summer semester of 2025 – a decision by the Bremen Parliament that we vehemently criticised before it was passed by the Science Committee.
Around half of the increase in the semester contribution is due to the increase in the contribution for the Studierendenwerk. This is set to rise by €45, or 50%, in the winter semester 2025/2026. One of the main reasons for this is that the Studierendenwerk Bremen is underfunded overall and the subsidies from the state of Bremen, which are currently already far too low, are now to be cut even further instead of finally being increased appropriately. Neither the state nor the federal government will pay for the increased energy and personnel costs or provide funding for urgently needed student residences. Instead, the costs are now unfortunately being passed on to the students.
In addition, the fees for the semester ticket are to rise by €32.40 from the 2025/2026 winter semester. The federal and state governments have made this decision without involving us students and without taking our precarious situation seriously.

Overall, students in Bremen will therefore have to dig deeper into their pockets, as there is a red light from the political side for cost mitigation.

Lena Reinhardt, Chair of the Bremen State Students‘ Conference, commented: ’It is unacceptable that we have to accept such increases. The Science Committee and the universities and state politicians are constantly talking about the need to make Bremen more attractive as a university location and to lower the barriers to studying – an increase in the semester fee of over €90 will certainly not lead to this. On the contrary – studying in Bremen is becoming unaffordable for more and more people.’

Students everywhere often lack the money they need to cover their own living costs: The counselling services of the ASten are overcrowded, students are sometimes still waiting months after starting their studies for their BAföG grants – BAföG does not even cover the minimum subsistence level. This is compounded by inflation and the resulting increase in living, heating and electricity costs. In addition, landlords are exploiting the housing shortage in Bremen to artificially drive up rents and thus take money out of the pockets of poorer people – and thus students in particular – who already have very little.
We therefore expressly criticise the Senate’s decision not to create any further affordable housing for students for the time being, although this is urgently needed and has already been promised in the past.

With the grand coalition looming in the Bundestag, there is also no improvement in the situation in sight from the federal government. Instead, the status quo is likely to be maintained, as the previous black-red governments have done. To prevent this, we must protest against the current and future cuts and price rises. Our targeted precarisation by the Senate and the federal government must not prevent us from carrying out important political work.

For us as student representatives in the state of Bremen, this situation is no longer acceptable: long-term projects are being cancelled, important positions are inadequately filled or not filled at all, and the counselling services offered by the universities are only available with limited capacities. Universities everywhere are implementing austerity budgets because the state government in Bremen is providing too little funding for necessary renovations, staff and programmes, and then we are supposed to explain an increase of over €90 to the students? That is not an option!

In tomorrow’s meeting of the Committee for Science, Media, Data Protection and Freedom of Information of the Bremen Parliament, a final vote will be taken on the increase in the student union fee. We once again appeal to all parties and in particular the governing parties of the red-red-green coalition in Bremen not to vote in favour of this massive increase. We call on the Bremen Parliament and the Bremen Senate to finally stop constantly throwing more obstacles in the way of students and instead seriously commit themselves to educational justice.