Antisemitismus im Deutschrap

Den Titel der Veranstaltungsreihe „Rechte Umtriebe“ aufgreifend, wird sich der Vortrag zwar auch mit Haftbefehl und Kollegahs Entgleisungen vor und nach dem ECHO 2018 befassen, jedoch verstärkt einen Blick auf das werfen, dem Neonschwarz den Namen „Zeckenrap“ gab: Von Makss Damage zu Taktikka – und zurück? Bereits 2004 brachte Koljah (damals noch Anti Alles Aktion) im Track „Danke Nein“ die Probleme des Deutschrap auf den Punkt, die von den meisten Akteuren entweder ignoriert oder marginalisiert werden: „Du machst das Gleiche wie alle: homophobe Phrasen dreschen – Für die Verharmlosung von Auschwitz – Sollte man dir die Nase brechen“. Wenn grim104 in „2. Mai“ (Release 2013) den Ajax Amsterdam-Schal um seinen Hals besingt, positioniert er sich damit wesentlich subtiler gegen Antisemitismus. Auch die Rapper aus dem Dunstkreis des Jugendwiderstand (z.B. Makarov) positionieren sich schon mal mit einer oder zwei Zeilen gegen Antisemitismus, obwohl sie gerade dafür auf antisemitische Stereotype zurückgreifen müssen.  

Mit dem als Outing rezipierten Bekanntmachen, dass Sun Diego aka Spongebozz Jude ist, gab es plötzlich neben dem Rap am Mittwoch Gründer Ben Salomo einen zweiten deutschsprachigen, jüdischen Rapper. Die jeweilige Einschätzung der Frage, wie antisemitisch Deutschrap ist, beantworten sie gänzlich verschieden; vielleicht deshalb, weil ihre Erziehung in jüdischer Tradition und Religion ebenfalls gänzlich unterschiedlich gewesen sein dürfte. Marcus Staiger, für den Antisemitismus einzig Rassismus gegen Juden darstellt, reicht es aus, wenn einer der beiden Rapper im Deutschrap keinen Antisemitismus gegeben sieht, um die Debatte damit als übertrieben abzustempeln. The Times of Israel publizierte am 26.4.2019 jedoch einen Artikel, der nicht nur Deutschrap, sondern Westeuropas gesamter Rap-Szene ein Antisemitismus Problem attestiert.


Mittwoch, 05. Juni 2019 | ab 18 Uhr | Uni Bremen, GW2, B2900

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