Zum Zuschuss für Studierende im Rahmen der Corona-Überbrückungshilfe

(english version below)

Seit heute Mittag können Studierende endlich einen Antrag auf Nothilfe stellen und das ganz ohne Rückzahlung. Was im ersten Moment nach einer wirklichen Hilfe klingt, ist letztendlich wieder nur eine Mogelpackung mit vielen Bedingungen und Hürden für durch die Corona-Pandemie in Not geratene Studierende. Wer nämlich mehr als 100 Euro auf dem Konto hat, bekommt schon einmal nicht die maximale Summe von 500 Euro bezuschusst (1). Danach gibt es Abzüge für jeden Cent zu viel auf dem Konto (2). Hinzu kommt, dass die Auszahlung der Nothilfe, die im Übrigen schon seit April angekündigt, aber bisher nicht umgesetzt wurde, voraussichtlich erst zum Ende des Monats ausgezahlt werden wird. Studierende mit Rücklagen, Angespartem für das Auslandssemester oder für den Fall, dass die Waschmaschine oder der Computer kaputt gehen, werden wieder einmal bestraft. Ab einem Kontostand von 500 Euro gibt es nämlich gar nichts vom Bund. Nachgewiesen muss die „Bedürftigkeit“ durch die Herausgabe der Bankverbindung, Belege der Notlage wie z.B. Kündigung des Jobs, den Kontostand vom Vortag sowie die Kontoauszüge der vergangenen Wochen. Das heißt konkret: bis mindestens zur letzten „normalen“ Einnahme (letzter Lohn, Unterstützung der Eltern etc.) (2)
Dass überhaupt etwas auf Bundeseben in Sachen Nothilfe für Studierenden passiert ist, ist auch keinesfalls der Bundesbildungsministerin Anja Karliczek zu verdanken, sondern wohl eher den unermüdlichen Einsatz einzelner Studierender, ganzer Studierendenschaften und Gewerkschaftsvertreter*innen Deutschlands. Genau diese stehen nämlich wöchentlich auf den Straßen, protestieren und versuchen mit Worten, Zahlen und kreativen Aktionen auf die prekäre finanzielle Lage von Studierenden aufmerksam zu machen und ihre Forderungen für das Solidarsemester (3) durchzusetzen.
Offensichtlich sprechen die Bundesbildungsministerin Anja Karliczek und die Studierenden eben nicht dieselbe Sprache oder sie hört schlichtweg nicht zu. Karliczek hätte ihr Studium aktuell wohl nicht in Regelstudienzeit geschafft, Schnelligkeit und Zielstrebigkeit gehören schließlich nicht zu ihren Stärken. Die heute abrufbaren Zuschüsse sind, nur als Erinnerung, Teil der Überbrückungshilfe für Studierende, die erstmals im April angekündigt waren und im Mai beschlossen wurden. Hat da das Sommerloch zugeschlagen? Oder war es schlichtweg einfacher, als BMBF auf den KfW-Studienkredit zu verweisen, der die Studierenden neben der Corona-Krise direkt in die Schuldenkrise stürzt? Abgesehen davon, dass der KfW-Kredit vorerst nicht für ausländische Studierende beantragbar war und diese Regelung erst seit Anfang diesen Monats aufgehoben wurde (4). Überraschend kam für die Zuständigen auch, dass das Online-Portal, über das der Antrag ganz einfach gestellt werden kann, erst noch programmiert werden musste und das auch tatsächlich bis Mitte Juni gedauert hat.
Positiv ist, dass dieses Mal auch fast alle Studierenden bedacht wurden. Alle Studierenden, die zum Zeitpunkt der Antragstellung an einer staatlich anerkannten Hochschule immatrikuliert sind, dürfen auch einen Antrag auf einen Zuschuss stellen. Auch wird der Zuschuss nicht als Einnahme beim BAföG gewertet, sodass bei einer Kombination aus BAföG und Zuschuss keine Nachteile entstehen (1). Dass die Mittel dabei nur für ca 2 % der Studis reichen, gehört dann wieder zum Kleingedruckten. Aber wir kennen das ja schon, wir müssen einfach schneller sein! Nur noch einmal mehr die Ellenbogen ausfahren, dann haben wir die Chance auf 0-500 Euro.

Wir fragen uns jedoch, wie soll das als Überbrückung reichen? Und warum reden wie hier immer nur von Überbrückung?


Reminder: wir treffen morgen, 17.06., um 13.30 Uhr auf dem Bremer Marktplatz zur Solidarsemester-Demo: BAföG-Verlängerung jetzt!


Quellen:
(1)https://www.bmbf.de/de/zuschuss-fuer-studierende-in-akuter-notlage-kann-ab-dienstag-beantragt-werden-11820.html

(2)https://www.studis-online.de/studienfinanzierung/corona-zuschuss.php

(3)https://solidarsemester.de

(4)https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/corona-nothilfe-fuer-studierende-ab-dienstag-gibt-es-geld-vom-bund,S1zAFai

On the aid for students in the context of the Corona bridging allowance

Starting today at 12:00 PM, students can finally apply for emergency aid without having to pay back the money. What at first sounds like real help is ultimately just another deceptive package with many conditions and hurdles for students in financial difficulties due to the Corona pandemic. If you have more than 100 euros in your account, you will not receive the maximum amount of 500 euros (1). After that there are deductions for every cent too much in the account (2). In addition, the payment of the emergency aid, which, incidentally, has been announced since April but has not yet been implemented, will probably not be paid out until the end of the month. Students with reserves and savings, e.g. for the semester abroad or in case the washing machine or computer breaks down, will be punished once again. With an account balance of 500 euros or more, you won’t get anything from the federal government. Proof of „indigence“ must be provided by issuing bank details, proof of the financial hardship, e.g. a job termination notice, the account balance from the previous day and the account statements from the previous weeks. In concrete terms, this means: up to at least the last „normal“ income (last wage, support from parents, etc.) (2)
The fact that anything has happened at all on the federal level in terms of emergency aid for students is not due to the Federal Minister of Education Karliczek, but rather to the tireless efforts of individual students, entire student bodies and trade union representatives in Germany. It is precisely these students who stand on the streets every week, protesting and trying to draw attention to the precarious financial situation of students with words, statistics and creative actions and to achieve their demands for the solidarity semester (3). Obviously the Federal Minister of Education Anja Karliczek and the students do not speak the same language or she simply does not listen. Karliczek would probably not have been able to complete her studies in the standard period of study; after all, speed and determination are not among her strengths. The aid available today is, just as a reminder, part of the bridging assistance for students, which was first announced in April and approved in May. Is that when the summer slump hit? Or was it simply easier to refer to the student loan from the KfW, which, in addition to the corona crisis, plunges students directly into the debt crisis? Apart from the fact that the KfW loan could initially not be applied for by foreign students and that this regulation was only abolished at the beginning of this month (4 ). It also came as a surprise to those responsible that the online portal, through which the application can be easily submitted, had yet to be programmed and that this actually took until mid-June. 
On the positive side, this time all students were thought of. All students who are enrolled at a state recognized university at the time of application may also apply for aid. Also, the aid is not regarded as income for BAföG, so that a combination of BAföG and the aid is not disadvantageous (1). The fact that the funds are only sufficient for about 2 % of the students is then again part of the fine print. But we already know this, we just have to be faster! Just use the elbows one more time, then we have the chance to win 0-500 Euro.
We ask ourselves, however, how can this be enough as a bridge? And why are we always only talking about bridging here?